Der Zwerg reinigt den Kittel
Anita Augustin
Der Zwerg reinigt den Kittel
Die dynamische Groteske, welche die Autorin der Buchvorlage selbst in wundervoller Weise dramati-sierte, stellt uns vier bezaubernde, etwas ältere Damen vor, denen eine Gefängnisstrafe droht. Es klingt wie ein Witz, doch den Damen erscheint es weniger lustig.
Sie haben ein Problem am Hals – eine schwere Körperverletzung. Sie griffen nämlich die Ministerin für Soziales an, die mit ihrem neuen Programm für Senioren auftrat. Und jetzt geht es für sie um alles. Gelangen sie mit Hilfe des jungen Dr. Klupps in die Freiheit, oder enden sie tatsächlich hinter Gittern?
Das außergewöhnliche Schauspiel von Anita Augustin birgt einen Krimi in sich, strotzt vor makaberem Humor, stellt uns vor ein grenzwertiges Trauma, komponiert in verspielter Weise auch einige Elemente des sog. In-Yer-Face-Theaters, eine beunruhigende Imagination, das Schicksalsfeuer, sowie das Burnout des Lebens, sämtlich in einem außergewöhnlichen Aufbau der Geschichte, die sie bis zum eigentlichen Ende unaufhörlich überrascht. Das Schauspiel nimmt ungeachtet des Alters der Hauptgestalten überhaupt kein gesellschaftliches Blatt vor den Mund. Die jungen Seelen in den dahinsiechenden, sterblichen Hüllen weigern sich, auf der Müllhalde kultivierter Weisheit, steifer Glieder und der „Sonne in der Seele“ zu enden. Anita Augustin zerzupft die Bilder von leutseligen alten Damen, die sich mit dem Leben und der fortschreitenden Demenz abgefunden haben, in Stücke. Das Schauspiel ist eine Anklage gegen die Vorurteile der Zivilisation und des Systems, in welchem wir ab der Jugend zu leben gezwungen sind, als aussichtsreiche und verdienende Steuerzahler, die Familien gründen und vor allem durch Produktivität und Nützlichkeit einen Beitrag für das System leisten sollen. Für ein System, welches uns unauffällig unsere eigene Seele frisst. Das Schauspiel hat letztendlich nicht jenes Burnout zum Inhalt, welches erst mit dem Alter eintritt, sondern welches bereits Teenager kennen können.
Die Autorin ist Dramaturgin, deren Name unter Inszenierungen an führenden österreichischen und deutschen Bühnen steht. Die Dramatisierung wurde mit großem Erfolg anlässlich des Festivals der Neuinszenierungen, der Ruhrfestspiele in Recklinghausen, und anschließend im Schauspiel Frankfurt aufgeführt. Die Schauspielbühne führt sie in der tschechischen Premiere auf, und zwar in der wunderbaren Übersetzung von Iva Michňová. Anita Augustin studierte Theaterwissenschaft, Philosophie und Germanistik an der Wiener Universität, ein Stipendium erlangte sie an den Universitäten in New York und in London. Neben der sonstigen Arbeit (Berufsfotografie) war sie auch postgraduale Studentin bei einem renommierten Barkeeper.
Kreativ
- Übersetzung:
- Iva Michňová
- Regie:
- Aminata Keita
- Dramaturgie:
- Klára Špičková
- Bühnenbild und Kostüme:
- Michal Spratek
- Musik:
- Štěpán Krtička
- Lichtdesign:
- Jakub Sloup
- Regieassistent:
- Michal Fedorov
- Videoherstellung:
- Aneta Bernhardtová ZČU – FDULS
- Audioherstellung:
- Jiří Klesl
- Audiospots:
- Jan Vlášek
- Inspizient und Krankenschwester:
- Veronika Brankov
- Souffleur:
- Jiřina Škoulová
Personen und Besetzungen
- Almut, silná kuřačka trpící nespavostí:
- Jana Kubátová
- Karlotta, bývalá učitelka tělocviku:
- Apolena Veldová
- Suzanna, řečená velryba:
- Veronika Janků
- Marlen, čarodějnice:
- Monika Švábová
- Doktor Klupp a všechny ostatní role:
- Matyáš Darnady
Fotos aus der Produktion
Fotoautor: Irena Štěrbová, Jan Faukner (promo)
Das Urheberrecht für den dramatischen Text und die Übersetzung liegt in der Tschechischen Republik bei Aura-Pont s. r. o., Veslařský ostrov 62, 147 00 Prag 4.
- Die Zuschauer werden darauf hingewiesen, dass in der Inszenierung stark mit Tabakwaren gearbeitet wird und in der Nähe des Publikums offene Flammen verwendet werden.
- The length of the production is given including 1 intermission.